Montag, 22. August 2016

„So viele Juden als nur möglich umbringen“: Der Wiener Synagogenanschlag vor 35 Jahren

Anfang August 1981 erhielt der 21jährige Palästinenser Husham Rajih einen Brief ohne Absender – auf einem halben Bogen weißen Papiers stand mit Kugelschreiber sinngemäß geschrieben: „Ich treffe dich in zwei Tagen oberhalb der Opernpassage, nächst der Oper!“ Nachdem er die Mitteilung gelesen hatte, zerriss Rajih den Brief und warf alles in den Hauscontainer: „Ich erschien so wie im Brief mitgeteilt, zwei Tage nach dem Erhalt des Schreibens, am vereinbarten Ort, Opernpassage nächst der Oper.“ Dort wurde er dann von einem Araber angesprochen: Es war sein Führungsoffizier Bahij Younis – beide waren Angehörige der berüchtigten Abu-Nidal-Organisation (ANO). In deren Auftrag hatte Rajih wenige Monate zuvor, am 1. Mai 1981, den Wiener Verkehrsstadtrat Heinz Nittel erschossen. Nun ging es um eine weitere, noch größer angelegte Operation: Einen Überfall auf die Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse.

Befehlsausgabe im Cafe Westend
Younis und Rajih trafen sich am 27. August 1981 um 10 Uhr ein weiteres Mal. Diesmal ging es um die genauen Einzelheiten. Man setzte sich an einen Tisch ins Cafe Westend. „Der Mann kam gleich zur Sache und erklärte, dass meine Aufgabe beim Anschlag sei, den Hinterausgang des Jüdischen Bethauses in Wien 1., Fleischmarkt, Höhe der Stiege zu überwachen und herauskommende Personen ohne Warnung niederzuschießen“, erzählte Rajih später. Anschließend erhielt er eine Umhängetasche, welche eine Maschinenpistole, drei dazugehörige Magazine mit je 25 Schuss und drei Handgranaten beinhaltete. Younis erklärte die Funktionsweise der Waffen und zeichnete Rajih die Sicherungshebeleinrichtung sowie die Prozedur des Schießfertigmachens auf einem Zettel auf. Anschließend nahm er Rajih noch Reisepass, Sparbuch und den Studentenausweis der TU Wien ab. Nach dem Treffen nutzte Rajih die restliche Zeit, um sich mit den Waffen vertraut zu machen bzw. die Umgebung rund um die Synagoge auszuspähen.

Der Komplize
Von besonderer Wichtigkeit war die Information, dass für den Anschlag, der zwei Tage darauf am 29. August 1981 stattfinden sollte, ein Komplize bereitstehen würde. Hierbei handelte es sich um den 25jährigen Palästinenser Marwan Hassan. 1973 in den Irak geflüchtet, hatte er sich der ANO angeschlossen. Während Rajih sich seit Ende 1978 als „Schläfer“ in Österreich befand, traf Hassan erst ca. drei Monate vor dem Synagogenanschlag ein. Als einfacher „Soldat“ innerhalb der Gruppenhierarchie war es seine Aufgabe gemeinsam mit Rajih, den er zuvor noch nie gesehen hatte, den Überfall durchzuführen. Nachdem Hassan am 29. August 1981 frühmorgens von seiner Bleibe in der Engerthstraße Nr. 51 in Wien-Brigittenau aufgebrochen war, fanden seine sechs arabischen Mitbewohner ein leeres Beet vor. Darauf lagen Lehrbücher vom Deutschsprachkurs (Titel „Wie geht’s“), eine Flasche Rasierwasser der Marke „Wild Moos“ und eine offene Telefonrechnung über 1.200 Schilling.

Es war vereinbart, dass sich Rajih und Hassan um 11 Uhr an der Ecke Rotenturmstraße – Fleischmarkt treffen würden. An gegenüberliegenden Punkten an der Kreuzung postiert, sollten sie sich gegenseitig an bestimmten Merkmalen erkennen: Hassan trug wie aufgetragen einen schwarzem Rock, Blue Jeans und eine braue Tasche. Außerdem hatte er sich eine rote Rose ins Knopfloch gesteckt. Rajih wiederum trug wie abgemacht eine braune Jacke sowie einen grünen Hut. Beide Kleidungsstücke hatte ihm Younis im Cafe Westend übergeben. Was nach dem Erkennen zu tun war, hatte Younis seinem Untergebenen so eingeschärft: „Wenn Du deinen Partner gesehen hast, gehst Du an die Rückseite der Synagoge und feuerst, wenn der andere an der Vorderseite angefangen hat, zu kämpfen.“

Anschlagsziel Stadttempel
Am 29. August 1981, um 11.15 Uhr, war es dann soweit: An besagter Kreuzung verharrten die beiden Männer zunächst ungefähr eine Viertelstunde ohne Kontakt, auch nicht in Form von Handzeichen oder Kopfnicken. Als Rajih von seinem Standplatz aus wahrnahm, dass die ersten Gläubigen das Bethaus durch den Hinterausgang zu verlassen begannen, war dies das „Startzeichen“. Im Bericht der Staatspolizei heißt es: „Beide Personen traten vor der Aktion nicht in Verbindung, sondern gingen gesondert, jeder für sich nach dem Erkennen seines Gegenübers in verschiedene Richtungen und starteten die Aktion. Rajih ging über den Fleischmarkt Richtung Sterngasse, während der andere Mann über den gegenüberliegenden Gehsteig in der Seitenstettengasse verschwand.“ An der dortigen Adresse Nr. 2 und Nr. 4 waren ungefähr 200 Personen im Inneren des Stadttempels bzw. des danebengelegenen Jüdischen Gemeindezentrums versammelt. Anders als üblich leerte sich an diesem Samstag die Synagoge um 11.30 Uhr nach Ende des Gottesdienstes nicht gleich. Nach Abschluss der Bar-Mizwah-Feier für den zwölfjährigen Sohn eines „Schöps“-Teilhabers bleiben ca. 150 Personen im Haus. Viele gingen gleich durchs Gebäudeinnere in das jüdische Restaurant „Caesarea“. Dieser Umstand mag vielen der Anwesenden das Leben gerettet haben. Die restlichen Tempelbesucher traten teils durch den Haupteingang auf die Seitenstettengasse, teils durch den Hintereingang auf den Platz vor dem Haus Fleischmarkt 1 B und den Stiegenabgang zum Fleischmarkt.
Der Tatort heute: Stadttempel in der Seitenstettengasse (Foto: Autor)
Auf dem Weg zum Ziel war Rajih an einem der beiden Polizeibeamten vorbei gegangen, die zum Schutz der Synagoge abkommandiert waren. Der Terrorist blieb schließlich in der Sterngasse, dem Polizisten den Rücken zukehrend, stehen. Da krachten aus der Seitenstettengasse bereits die ersten Schüsse. Der 24jährige Sicherheitswachebeamte Raimund R. lief los, um seinem Kollegen, der diesen Abschnitt überwachte, zu Hilfe zu kommen. Doch er kam nicht weit: Rajih hatte die Maschinenpistole aus der mitgeführten Tasche hervorgeholt und einige gezielte Schüsse abgeben, die den Polizisten im rechten Gesäßbereich verletzt niederstürzen ließen.

„Ohne zu zielen abgedrückt“
Weiter vorne hatte Hassan aus einer Entfernung von fünf bis sechs Meter nacheinander drei Splitterhandgranaten auf eine Gruppe von 10 bis 15 Tempelbesuchern geworfen. Deren Splitter verletzten den dort Wache schiebenden Polizisten Wolfgang H. und zahlreiche weitere Personen, die sich vor dem Haupttor aufgehalten hatten. In das Gebäude eindringen konnte Hassan nicht – die Tempelwächter schlossen das Tor geistesgegenwärtig.

Glück im Unglück war, dass der ebenfalls in der Synagoge anwesende „Schöps“-Besitzer Karl Böhm seinen Leibwächter draußen zurückgelassen hatte. Der 28jährige Rudolf V. hatte gemeinsam mit dem Fahrer auf seinen Chef gewartet, als er plötzlich links einen Detonationsknall hörte. Als sich V. umsah, bemerkte er in der Höhe des Restaurants „Henry“ den Terroristen Hassan – als dieser in seine Umhängetasche fasste, um weitere Handgranaten hervorzuholen, reagierte der Leibwächter schnell: „Zur Abwehr dieses offensichtlich bevorstehenden Angriffs auf Leib und Leben meiner Person und auf andere in der Seitenstettengasse befindlichen Personen durch diesen Täter zog ich während des Laufens meinen Revolver, den ich rechts im Hosenbund, in einem Insertholster trug, und richtete gegen den Täter die Waffe.“

Ohne zu zielen, gab V. aus seinem großkalibrigen Smith & Wesson-Revolver drei Schüsse in Richtung Hassans ab. Dieser – momentan perplex über die Gegenwehr – nahm noch in einem Hauseingang Deckung und wollte mit der Maschinenpistole zurückschießen. Doch da traf ihn V. mit seinem letzten verbliebenen Schuss Munition aus einer Distanz von nur zwei bis drei Metern. Hassan schaffte es trotz der schweren Verletzung noch einmal, um sich zu schießen. Erst dann brach er an der Ecke Judengasse zusammen: „Als er wenig später mit einer Tragbahre der Rettung abtransportiert wurde, machte der Attentäter das ‚Victory-(Sieg)-Zeichen’“, berichtete der „Kurier“.

„So viele Juden als nur möglich umzubringen“
Zeitgleich ging das Drama im hinteren Bereich Judengasse-Sterngasse weiter: Nachdem Rajih den Polizisten niedergeschossen hatte, bemerkte er eine Gruppe von 10 bis 15 Gläubigen, die gerade aus dem Hinterausgang der Synagoge heraustrat. Im Verhör mit der Staatspolizei schilderte der Täter, was dann geschah: „Ich querte die Judengasse, duckte mich hinter einem durch einen höheren Sockel abgegrenzten, dem Hinterausgang gegenüberliegenden, Rasen, entschärfte eine der drei Handgranaten und warf sie zu der herauskommenden Gruppe von Juden. Mit der geworfenen Handgranate wollte ich diese Juden töten. Mein Vorsatz war von Beginn der Aktion an, darauf gerichtet, so viele Juden als nur möglich umzubringen, zu vernichten und auszulöschen.“ Nach der Detonation sprang der Terrorist aus der Deckung und verfolgte immer wieder schießend die Flüchtenden, die über die Treppe zum Bauernmarkt und dann in Richtung Hoher Markt zu entkommen versuchten. Rajih machte oberhalb der Stiegen kurz halt, um mehrmals auf den Hinterausgang der Synagoge zu schießen, den man gerade noch rechtzeitig hatte schließen können. Dann rannte er die Stiegen hinunter, wechselte unten angekommen das Magazin und schoss am Fuße des Stiegenaufgangs eine Garbe Richtung Rotenturmgasse. Hierauf setzte er die Verfolgung der Fliehenden über den Bauernmarkt fort und feuerte, sobald er sie in der schmalen Gasse wieder im Blickfeld hatte.

„Überall lagen die Verletzten herum“
Als beim Hauseingang Nr. 21 mehrere Personen versuchten, unter dem Portal notdürftig Deckung zu finden, waren sie eine leichte Beute für den Verfolger: „Ich beschleunigte mein Tempo. Ohne mich zu verlangsamen rannte ich an den in der Hausnische sich duckenden Männern vorbei [tatsächlich befanden sich dort mehrere Frauen und Kinder] und schoss ohne zu zielen in sie einfach hinein, bis im Magazin keine Patrone mehr war.“ Sechs Personen, darunter der 2jährige Marco K. erlitten Verletzungen unterschiedlichen Grades. Die Hauswartin von Haus Nr. 21 war gerade beim Kochen, als sie von dem Ruf „Hilfe, mein Mann verblutet!“ aufgeschreckt wurde. Sie sperrte das Haustor auf, um die Flüchtenden einzulassen. In diesem Moment wurde auch sie durch einen Schuss am rechten Oberschenkel verletzt.

In den Hauseingang geschleppt hatte sich der 69jährige Nathan Fried, der schon vorher von einem Schuss in der Gesäßgegend getroffen worden war. Das Projektil hatte die Oberschenkelblutader verletzt. Fried starb wenig später an inneren Blutungen. Der streng orthodoxe Fried war 1942 vor den Pogromen in der Tschechoslowakei nach Ungarn geflüchtet, von wo er 1944 nach Österreich verschleppt wurde. Er kam in ein Lager bei Steyr, wo er bei Kriegsende von den US-Truppen befreit wurde. Nach 1945 siedelte sich Fried in Wien an und wurde Textilkaufmann. Seine Leiche wurde in Israel bestattet.

40 Meter den Bauernmarkt weiter – bei einer Baustelle unter der großen Uhr der Anker-Versicherung – wurde die im dritten Monat schwangere Sarah Ulrike Kohout von zwei Projektilen tödlich getroffen. Die 27jährige, die erst kurz zuvor zum Judentum konvertiert war, verblutete noch auf der Straße liegend. Die Opferbilanz betrug damit zwei Tote und 22 Verletzte – als die Alarmabteilung vom Schottenring kommend in der Judengasse eintraf, bot sich den Beamten ein furchtbarer Anblick: „Überall lagen die Verletzten herum und haben geschrien, die kaputten Fensterscheiben, das Blut … entsetzlich“, schilderte es der Einsatzleiter.

„Größte Verfolgungsjagd aller Zeiten“
Rajih versuchte nun im Laufschritt in der „größte(n) Verfolgungsjagd aller Zeiten“ in Wien („Kurier“) zu entkommen: Den Bauernmarkt entlang – über den Hohen Markt – nach links in die Ertlgasse – wieder nach rechts in die Kramergasse und dann in Richtung Brandstätte. Etwa 20 m von der Kreuzung Ertlgasse-Kramergasse entfernt, bemerkte Rajih, dass ihm zwei Polizeibeamte – Norbert F. und Kurt H. – dicht auf den Fersen waren. Rajih griff in seine Handtasche, entnahm eine Handgranate und schleuderte diese in Richtung der Beamten. Die Detonation verschaffte ihm aber nur eine kurze Atempause. Einer der beiden Beamten fiel verletzt aus. Der andere blieb an dem Terroristen dran, den die hektische und planlose Flucht zusehends ermüdete. Als Rajih an einem Schuhgeschäft in der Brandstätte Nr. 5 vorbeikam, schaffte es die Inhaberin Hildegard A., den Täter an der Kapuze zu fassen, woraufhin Rajih zu Boden stürzte. Er schaffte es noch einmal aufzustehen, wurde aber nach 10 Metern von dem Polizisten H. eingeholt und gestellt.

„Was haben wir uns da eingehandelt?“
Tags darauf fragte Peter Gnam in der „Kronen Zeitung“: „Was ist das für eine Zeit, in der Terror fast schon zur Selbstverständlichkeit wird? Was haben wir uns da eingehandelt, wenn ein Spaziergang am Stephansplatz oder am Graben mit Lebensgefahr verbunden ist?“ 1985 sollte sich noch ein weiterer Anschlag der ANO ereignen – diesmal gegen den El-Al-Schalter auf dem Flughafen Schwechat. Es gab drei Tote und 47 Verletzte.

Anfang 1982 wurden Rajih und Hassan je zu Lebenslang verurteilt. Rajih, den man auch wegen des Mordes an Nittel angeklagt hatte, wurde hier „nur“ wegen Beihilfe verurteilt. Der Prozess gegen Younis musste gleich dreimal wiederholt werden – 1984 kassierte er wegen „entfernter Mittäterschaft“ 20 Jahre Haft. Nachdem er zwei Drittel seiner Strafe abgesessen hatte, durfte er 1995 das Gefängnis verlassen. Rajih hingegen wurde 1994 an Belgien überstellt, weil er in Verdacht stand, dort einen PLO-Mann ermordet zu haben. Die Verdachtslage war dünn. Trotzdem wurde er ohne Bedingungen ausgeliefert. 1996 ging Rajih tatsächlich frei und tauchte im Nahen Osten unter.

Heute ist die Erinnerung an Wiener Synagogenanschlag so wie an die übrigen Ereignisse der Jahre 1981-1985 zunehmend verblasst. Angesichts einer neuerlichen, freilich anderes gelagerten terroristischen Bedrohung lohnt sich die Rückschau aber: Österreich ist bereits Schauplatz von größeren Anschlägen gewesen – auch wenn diese zu großer Verunsicherung geführt haben, ist die damalige Gewalt-„Welle“ aber letztlich abgeebbt. So wie sich das bei vorangegangenen Phasen von Terrorismus gezeigt hat – und aller Voraussicht nach auch  bei der radikal-islamistischen Ausprägung der Fall sein wird.

Hintergrund: „Den großen Brand im Nahen Osten entfachen“
Zum Ziel des ANO-Terrors war Österreich wegen außenpolitischer Initiative im Nahen Osten geworden: Als Transitland für jüdische Emigranten aus dem damaligen Ostblock nach Israel war Österreich in den Nahostkonflikt involviert. Im Jahr 1973 hatten Palästinenser in der Grenzstation Marchegg Emigranten aus der Sowjetunion als Geiseln genommen. Nach stundenlangen Verhandlungen wurden diese schließlich freigelassen. Die Gefahr weiterer Anschläge blieb aber bestehen.

Daher knüpfte Bundeskanzler Bruno Kreisky Kontakte zu Jassir Arafats Palästinischer Befreiungsorganisation (PLO) und zu Libyens Staatschef Gaddafi. Das sollte die Lage entschärfen und präventiv Sicherheit schaffen. Doch diese Rechnung ging nur bedingt auf. Denn der PLO-Abtrünnige Abu Nidal wollte jede Entspannung zwischen Israel und Palästinensern verhindern. Deshalb traf sein stark antisemitisch motivierter Terror Länder wie Österreich, die sich um Vermittlung bemühten. Daran konnten auch die Informationen, die österreichische Behörden vom PLO-Geheimdienst erhielten, nichts ändern. Nicht umsonst kommentierte Peter Michael Lingens den Synagogenanschlag in „profil“ so: „Der Bundeskanzler ist nicht am Rande in diese Angelegenheit verwickelt, sondern er steht in ihrem Zentrum. Die Nahostpolitik war nicht nur seine eigentliche politische Passion, sondern jahrelang hatte er darüber hinaus erklärt, sie erspare Österreich den Terror – jetzt lagen die Patronenhülsen eines palästinensischen Terrorkommandos in der halben Wiener Innenstadt.“

Kreisky blieb aber bei seiner Linie. Am 1. September 1981 protokollierte Handels- und Industrieminister Josef Staribacher die internen Erläuterungen des Bundeskanzlers so mit: „Er werde daher, was immer geschieht, seine PLO freundliche Politik fortsetzen. Obwohl er keine Vermittlerrolle anstrebt, denn dazu müssten ihn ja beide also auch die Israeli ersuchen. Er wird keine opportunistische Politik machen, er hält die Idee nicht dabei zu sein, sozusagen sich zu distanzieren falsch. […] Kreisky meint, was immer er gesagt hat, ist ihm auch recht, er will niemanden auf seine Politik binden, doch er wird sie wie bisher fortsetzen.“ Letztendlich sollte die Initiative im Nahen Osten aber spätestens nach dem Rücktritt Kreiskys (1983) schrittweise auslaufen.

Insgesamt verübte die Organisation von Abu Nidal, der eigentlich Sabri al-Banna hieß, Anschläge in 20 Staaten, die rund 900 verletzte oder getötete Opfer forderten. Der Terror endete erst, nachdem die Nachrichtendienste Libyens und Syriens Abu Nidal Ende der 1980er Jahre fallenließen. 2002 wurde er in Bagdad von Saddam Husseins Geheimpolizei ermordet. In einem Interview hatte er 1985 seine Vorgangsweise so begründet: „Wir Palästinenser und Libanesen werden Zünder für den Kampf aller Araber gegen die Zionisten sein. Wir werden den großen Brand im Nahen Osten entfachen.“